KARTEN ALS EMPOWERMENT

April 26, 2017 Lisa Vlasak

Hans Geißlhofer            

Unser Planet hat Fieber, Schüttelfrost, Haarausfall und Abschürfungen. Und am meisten sind die Bauern, Fischer und die Nomaden im Süden betroffen. Wieviel Klimawandel vom Menschen gemacht ist und was andere Ursachen hat ist ihnen egal, wenn sie am Verhungern sind!

Die globale Erwärmung wird bei uns die Gletscher abtauen, die Land- und Forstwirtschaft, die Tourismusindustrie und die Versicherungen herausfordern. Die Energiewende ist angesagt, das Rennen um Wind- und Solarstrom, Elektroautos usw. schafft neue Märkte, Konkurrenz und Profite, aber in Afrika, Südamerika und Asien werden dafür Mineralien unter Sklaverei-Bedingungen und begleitet von mörderischen Kriegen ausgebuddelt.

Der Großteil der Menschen im Süden wird immer noch durch die kleinbäuerliche Landwirtschaft ernährt; diese leidet noch viel mehr unter den Wetterkapriolen, und dem durch eine neoliberale Ideologie verursachten Versagen jeglicher Landwirtschaftspolitik, sowie fehlender Infrastruktur und der daraus resultieren Landflucht. Im Endeffekt ist das auch einer der Gründe für eine starke Zuwanderung nach Europa aus existenzieller Bedrohung. Die „bösen Wirtschaftsflüchtlinge“ fliehen vor den Auswirkungen einer Weltwirtschaft, die wir ihnen gebracht hatten um uns zu bereichern!

Zu allem Überdruss werden nun auch große Flächen von Agrarkonzernen angekauft, für exportorientierte moderne Plantagen; Dörfer werden ausgesiedelt, Wasserressourcen vergeudet, aber die Ernährungssituation wird keineswegs verbessert, und es werden auch keine Arbeitsplätze für die breite Masse geschaffen.

Verschlissene Katasterpläne in den Ämtern werden von korrupten Beamten streng gehütet und dienen nur dazu, diese Tendenzen zu beschleunigen und Gewohnheitsrechte zu ignorieren!

Während am Mond und am Mars jeder Quadratmeter kartiert wird gibt es keine Weltkarte, in der alle Dörfer und ihre angestammten gewohnheitsrechtlichen Flächen vermerkt sind. Immerhin findet man aber Datenbanken mit den Koordinaten der meisten großen Dörfer (etwa 5 Millionen), sodass sich heute jeder einen „Atlas“ seiner Gegend auf Basis frei zugänglicher Karten und Satellitenbilder am Computer erstellen kann. Mit Smartphones und einfachen Apps kann man seine Position auf einige Meter genau bestimmen, in eigenen Plänen seine Felder, Wälder, Weideflächen, Fischgründe etc. eintragen. Satellitenbilder von Google, Bing, Sentinel usw. können viele Gebiete genauestens abbilden, sodass auch Analphabeten diese Karten auf Dorfebene gut interpretieren können.

Das ist die Grundidee von Space2Live. Statt auf korrupte Beamte mit ihren vermoderten Katasterplänen zu warten bieten wir Ausbildungskurse und technisches Feedback für Selbsthilfegruppen an, damit man Landrechte visualisieren und Karten für deren Verteidigung selber erstellen kann. Und man kann Pläne für bessere und nachhaltige Bewirtschaftung, Bewässerung, Aufforstung mit den Betroffenen erzeugen, darstellen, wie die kargen Ressourcen besser genutzt werden können um die wachsende Bevölkerung zu ernähren und von der Auswanderung abzuhalten.

Soviel dazu.

  

Aufforstung und organischer Humusaufbau schlucken übrigens so viel CO2, dass wir ruhig noch einige Jahre mit unseren alten Autos fahren könnten….

Nur müssen wir zuerst einmal wissen, wo und wie wir solche Maßnahmen mit den Betroffenen umsetzen können?

Wir passen deshalb in keine Schablonen. Wir sind ein bunter kreativerer Haufen und haben einige wichtige Kontakte zu den Bauern- und Umweltorganisationen im Süden aufgebaut (siehe Projekte). Ob die Welt dadurch noch zu retten ist? Man soll sich nicht überschätzen, und ein Gefühl für Verhältnismäßigkeit behalten. Aber man kann zum „Empowerment“ beitragen und vielleicht Kettenreaktionen erwirken. Kein Geschäft der Konzerne und Börsenmakler? Kein Schwerpunkt der schwerfälligen Strukturen der Entwicklungszusammenarbeit, die ihre Programme nur alle 5 Jahre mal überarbeitet während der technische Fortschritt schneller voranschreitet?

Aber : Es kostet nicht viel im Gegensatz zu all den teuren Investitionen in „grüne“ Energien.

In Afrika hat fast in jeder Familie einer ein Handy, das Satellitendaten empfangen kann. Es braucht nur ein paar workshops, die Landrechte müssen sie sich dann selbst erkämpfen.

Land ist – noch – da. Menschen sind – noch – da.

Noch!