Ergebnisse der aktuellen Bedarfsstudie

March 5, 2025 Robert Siegmund

Analyse der Möglichkeiten und Grenzen GPS-basierter Ansätze in Küstendörfern Tamil Nadus

Update zu unseren aktuellen Arbeiten in Tamil Nadu

Während der letzten Monate waren Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen des ASA Programmes entsandt wurden, vor Ort in Indien aktiv, um Möglichkeiten und Grenzen GPS- basierter Planungsansätze zu analysieren. Hierzu fanden strukturierte Interviews und Konsultationen in 9 Dörfern statt, um zusammen mit der Dorfbevölkerung die aktuelle Lebenssituation, die Auswirkungen des Klimawandels sowie den Zugang zu Panchami Land (Landrecht, das den Dalits zusteht) zu erheben.

Zum Überblick haben wir die Situation in Tamil Nadu in Form von kurzen Videos dargestellt, die im Folgenden verlinkt sind. Zudem fassen wir die wesentlichen Erkenntnisse im weiteren Beitrag zusammen.

In diesem Video werden die Grundlagen der traditionellen Landwirtschaft in den Dörfern erklärt.
Hier werden die Möglichkeiten der Mahatma Ghandi Beschäftigungs Initiative für die Armen zusammengefasst.

Ergebnisse

Aus der Untersuchung leitet sich der Bedarf an verschiedenen Maßnahmen ab, die verschiedene Methodiken kombinieren, insbesondere Umweltschutz- und Vermessungstechniken unter Verwendung von GPS und Geodaten. Die konkrete Umsetzung, also alle Arbeiten der Dorfbevölkerung in diesem Rahmen, kann zudem unter dem MNREGA-Act erfolgen.

Die wesentlichen Maßnahmen ergeben sich im:

Hochwasserschutz.

Starkregenereignisse und Überschwemmungen nehmen in Anzahl und Intensität zu und zeigen gravierende Auswirkungen, die die Existenzgrundlage der Menschen zerstören, z.B. durch Verlust der Ernte und von Vieh, sowie Häuser und Unterkünfte stark beschädigen.

Konkret können zwei Punkte die Hochwassersituation verbessern.

a) Prävention durch Hochwassermanagement, mithilfe von GPS und Höhenmodellen zur Berechnung der Wasserausbreitung. Technische Unterstützung muss hier allerdings aus Deutschland kommen, in Ermangelung an Know-how und technischer Infrastruktur (Internetzugang und technische Ausstattung).

b) Schaffung von Entwässerungsinfrastruktur. Machbarkeit und Planung im Rahmen der methodischen Grundlagen des Hochwasermanagements (GIS und GPS). Positive Erfahrungen existieren z.B. in Sorayapattu, in dem ein Entwässerungskanal die Wegeinfrastruktur auch in den aktuellen Zyklonen schützen konnte

Aufforstung im Bereich des Dorflandes im Sinne des Erosions- und Hochwasserschutzes.

Vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen kann so der Run Off und der Abtrag von Bodenoberflächen verringert werden. In Küstengebieten sichern bepflanzte Uferzonen ebenfalls die Erosion von Uferflächen und stellen somit eine langfristige und effektive Möglichkeit dar, um Hochwasserschutz zu gewährleisten.

Aufforstung innerorts.

Mithilfe von GPS-Kartierung können zudem Aufforstungsflächen in den Dörfern zur Verbesserung des lokalen Klimas (Hitzeprävention, schattenspendende Orte) ausgewiesen werden. IRDS leistet hier wesentliches, da in diversen Workshops für die lokale Bevölkerung neben dem Bewusstsein für die Auswirkungen und Gefahren des Klimawandels auch Maßnahmen zur Anpassung geschult werden.

Teilnahme am Emissionshandel.

Die lokale Kartierung (GPS) von Aufforstungsflächen liefert die Grundlage für die Teilnahme am Emissionshandel. Im Hinblick auf die langfristige Finanzierbarkeit der Maßnahmen, bieten Klimazertifikate das Potential, um langfristig ein Einkommen für die lokale Bevölkerung zu generieren und gleichzeitig die Anpassung lokaler Strukturen zu optimieren/voranzubringen. Im Hinblick auf den Emissionshandel mit CO2 Zertifikaten ist die Rolle von Space2Live bedeutend. Die Erarbeitung einer umsetzbaren, situationsangemessenen (und ethisch verantwortbaren) Herangehensweise ist unabdingbar.

Zudem kommt dem intensiven, detaillierten Austausch mit IRDS ein besonderes Gewicht zu, um das Vorgehen und die Notwendigkeit gut verständlich zu erklären und ggf. gemeinsam einen Handlungsplan zu erstellen. Die Prozessabläufe, sowie Sinn und Zweck müssen für IRDS und vor allem die lokale Bevölkerung gut verständlich und nachvollziehbar sein.

Intensivierung der Aufklärungsarbeit

  • Generell ist zu empfehlen, dass IRDS noch intensiver Aufklärungsarbeit über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels betreibt.
  • Aufklärungsarbeit zum MNREGA. Es sollten spezifische Informationskampagnen zum Mahatma Ghandi National Rural Employment Gurantee Act (MNREGA) erfolgen, da die Arbeit unter dem 100- Days of Work Gesetz eine Möglichkeit bietet, klimawandelangepasste Infrastrukturen in den Dörfern zu bauen.
  • So bietet MNREGA z.B. die Möglichkeit, Aufforstungsarbeit zu leisten, Brunnen auszuheben oder zum Beispiel Entwässerungsstrukturen zu bauen. Dies sollte jedoch auf einer planerischen Grundlage von Space2Live erfolgen, da neben der Flächenerhebung für den Emissionshandel auch ein Monitoring der Maßnahmen erfolgen kann.

Anbaumethoden

Die Verwendung von trockenresistenten Pflanzensorten sollte mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels intensiver diskutiert werden, z.B. die Nutzung tiefer wurzelnder Pflanzen bei sich absenkenden Grundwasserspiegel.

Zudem erscheint es sinnvoll v.a. in den Sommermonaten Trockenreis anzubauen, zumal dieser erheblich geringere Mengen an Methan freisetzt als der Anbau von Nassreis.